Tag 7: Ziemlich durchgefroren erreiche ich die Stadt Astorga. Eine schöne, gemütliche Stadt. Es gibt viel zu sehen. Eine wunderschöne Altstadt. Traditionelle Geschäfte. In einem Outdoor-Geschäft
kaufe ich mir neue Handschuhe, weil mir meine vor zwei Tagen in einer Herberge gestohlen wurden. Umso näher man Santiago kommt, umso mehr Menschen treffen aufeinander. Man muss nun sehr gut auf seine Sachen aufpassen. Immer wieder bekommt man Fälle des Verlustes mit. Meistens handelt es sich um Kleidung mit Funktion. Oftmals Wandersocken, die zum Trocknen auf der Leine hingen. Auch diese kosten durchaus bis zu 30€/Paar.
Beim weiteren Gang durch die Stadt läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Offenbar ist Astorga auch bekannt für seine Schokoladenmanufaktur. Überall in den Schaufenstern liegt Schokolade – bis zu 1kg-Blöcken. Den Gedanken, mein Gepäck noch mehr zu strapazieren, verwerfe ich aber schnell. Ist auch besser für die Figur.
Während ich einen Kaffee genieße und mich versuche damit aufzuwärmen, schaue ich mir den weiteren Verlauf der Etappe an. Jetzt wird es langsam ernst. Noch ca. 25km bis zum Dach des Jakobsweges – das Cruz de Ferro auf 1500hm. Ich frage nach und mir wird gesagt, dass es dort ca. 0 Grad hat und es kann auch sein, dass dort Schnee liegt. Ab jetzt habe ich richtig Respekt. Es nützt nichts. Weiterfahren muss ich sowieso.
Der Weg zum Fuße des Berges ist sehr beschwerlich. Immer wieder geht es auf und ab – aber selbst bergab muss ich strampeln – gegen den Wind. Es hat zum Glück aufgehört zu regnen – wenigstens etwas.
Ich fahre und fahre – durch eine wunderschöne Heidelandschaft. Bis hierhin habe ich heute schon 65km in den Knochen. Dann beginnt der Aufstieg. Was soll ich sagen? Es ist hart. Stellenweise muss ich schieben, was mit den schweren Satteltaschen auch nicht wirklich effektiv ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich oben an. Wind, Kälte … egal. Ich habe einige Wegebegleiter im Gepäck, welche man traditionell am Cruz de Ferro zurück lässt. Ich zelebriere dies, mache Fotos und ich bin stolz dass ich es soweit geschafft habe.
Jetzt kommt der gute Teil dieser Etappe. Eine 10km (!) Abfahrt. Eine wahnsinns Aussicht – da würde jetzt auch die Beschreibung nichts nützen, diesen Eindruck näher zu bringen. Das sind diese einzigartigen Momente, die man nie vergisst und für sich persönlich mitnimmt.
Im Tal angekommen, bin ich durchgefroren bis ins Mark. Ich suche eine Herberge und werde auch schnell fündig. Ein kleines stilles Häuschen mit Kirschbäumen im Garten. Schnell flitze ich noch in den Supermarkt und dann eeeeeeeendlich unter die heiße Dusche. Das ganze Bad steht im Nebel. Mir egal. Das muss jetzt sein. Herrlich. Nach dem täglichen Highlight – das skypen mit meiner Familie – merke ich erst, wie müde ich bin. Dadurch, dass wir nur zu dritt in der Herberge sind, hat jeder sein eigenes Zimmer. Luxus pur. Schlafen ohne Oropax, niemand der schnarcht, Fenster offen. Toll! Das ist wahrscheinlich die Belohnung für diese harten 90km heute.
Bravo!👏👏👏👏
Danke *freu*