Jakobsweg

Zugfahren kann so spannend sein – Jakobsweg

Es gelingt mir schließlich doch, mich zu entspannen. Außentemperatur laut Anzeige 13°. Aber strahlend blauer Himmel und Sonnenschein. Was will man mehr? Gestern war ich
ja noch so aufgeregt, und stellenweise schweiften die Gedanken in Sorge ab. Jetzt allerdings, wenn ich darüber nachdenke, wo ich wohl heute nächtigen werde, kann ich diese Ungewissheit einfach weglächeln. Das Abenteuer beginnt. Noch eine Stunde bis Zaragoza. Der Zug passiert ein Tal mit roten, riesigen Schicht-Felsen. Bedingt das dem ein Tunnel folgt, fühle ich mich kurz wie im Phantasialand auf der Adventure-Achterbahn. Nach dem Tunnel keine Felsen mehr in Sicht. Arcos de Jalón – nie gehört.
Was mir auffällt ist, dass der Zug verdammt kurz in den Bahnhöfen anhält. Nicht zuletzt durch die Aktion, welche eben hier stattgefunden hat. Hinter mir gibts einen dumpfen Schlag und sogleich rollern verschiedene Teigwaren durch das Abteil. Einer Frau ist wohl beim Aufstehen ihre Bäckerstüte runtergefallen. Der Zug fährt gerade in einen Bahnhof ein. Die Frau sammelt in aller Seelenruhe ihre Backwaren ein; das Signal an der Tür ertönt und der Zug setzt sich wieder in Bewegung. Die Frau rennt zur Tür, drückt wild auf dem Knopf herum – zu spät. Eine andere, ältere Frau – mit offensichtlich nicht allzu hohem IQ – schreit „Alarma, alarma“, rennt in die Fahrradnische – zur Erinnerung: Mein Fahrrad steht dort – und zieht die Notbremse. Es kam wie es kommen musste – Alarm erklingt, Frau fliegt volle Lotte über mein Fahrrad, Bäckerstüte der anderen Frau liegt wieder auf dem Boden – und die Zugtür ist jetzt auf. Bis der Schaffner da ist, hat sich Madame IchHabZeit aus dem Staub gemacht. Ein Baguette auf dem Boden ist der letzte Beweis, dass sie existierte. Vielleicht sollte ich nicht nur mein Fahrrad, sondern auch mich mit drei Expandern fest machen. Ich denke, dass jeder weiß oder erahnt wie sich eine Notbremsung anfühlt. Am Fahrrad zum Glück noch alles dran. Madame MirFehltIQ ist nämlich halb über dem Lenker gelegen. Handyhalter, Spiegel und Klingel brechen zu gerne ab – aber alles heile. Venga, weiter geht’s …….

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