Heute war der vielversprechende Tag. Nach der erfolglosen Aktion von Samstag, ein Bahnticket für mich und mein Fahrrad zu erwerben, war ich ja heute mit dem Abteilungsleiter der Renfe-Verkaufsstelle verabredet. Ganz ehrlich? Wie naiv bin ich eigentlich? Natürlich war der versprochene Herr nicht anzutreffen. Meine Laune wandelt sich innerlich in Sarkasmus.
Aber ich bleibe ruhig …. erkläre zum wiederholten Mal mein Anliegen. Ein Ticket von Madrid nach Pamplona MIT Fahrrad im Gepäck – 16. Mai. No possible – Fahrradplätze können nicht gebucht werden. Nach 2,5h Wartezeit kommt man zu dem Schluss, dass es ein Fehler im System sein muss – die Administratoren können den Fehler aber auch nicht beheben. JETZT ist meine Geduld endgültig am Ende – ich lasse mich jetzt nicht schon wieder mit einer fadenscheinigen Entschuldigung abspeisen. Auch ich kann anders.
Ich lege als erstes meinen NATO-Ausweis auf den Tresen (ja, ich besitze einen und der ist auch echt!) – kurzer Blick zu meinem Gegenüber – aha, erstes Staunen. Als zweites sage ich, dass ich Mitglied des deutschen Ministeriums bin (gelogen!) und drittens habe ich bereits die deutsche Botschaft über den Vorgang informiert (noch mehr gelogen!). Beide Institutionen hoffen doch sehr, dass es sich bei der nicht vorhandenen Möglichkeit einer Buchung nur um einen schlechten Witz handelt. Ich hatte vergessen zwischendurch meinem Gegenüber einen prüfenden Blick zuzuwerfen und sehe nun, dass die Dame die Gesichtsfarbe gewechselt hat. Ohje, mein schlechtes Gewissen meldet sich – jetzt habe ich zu dick aufgetragen. Die Dame geht zum Telefon und plötzlich laufen hektisch 3 Menschen umher. Die Eine telefoniert, der andere checkt etwas im Computer und die – eigentlich – nette Dame sucht ihren Chef. Jetzt bin ich aber gespannt – 15min später das Ergebnis. Buchung ist nicht möglich im Hauptbahnhof Atocha; man bittet mich zum Bahnhof Chamartín zu fahren. Dort wird mit einem anderen System gearbeitet und dort ist zu 100% eine Buchung möglich. Zur Sicherheit bekomme ich Namen und Telefonnummer der netten Dame ausgehändigt.
Ok, begeistert bin ich nicht; aber eine Lösung scheint in Sicht. Ich fahre also einmal quer durch die Stadt und komme um 19.50Uhr am Bahnhof Chamartín an. Ich gehe direkt ins Ticketverkaufscenter. Ich möchte eine Nummer ziehen (das kennen wir ja schon), aber leider ist der Apparat defekt. Keine Nummer. Ich warte und versuche in dem unkoordinierten Gewühle von Menschen, so etwas wie eine Schlange zum anstellen ausfindig zu machen. Keine Chance, jeder steht da, wo er gerade stehen will. Ich gehe an einen gerade frei gewordenen Schalter – ich drängel mich vor, ich weiss, aber ich bin auch bereit mittlerweile über Leichen zu gehen. Ich versuche gerade mein Anliegen vorzubringen, als ich merke, dass die Schalterdame mir gar nicht zuhört. Sie räumt ihren Arbeitsplatz auf. Ich stocke – frage „Perdona?“ Ratet was jetzt kommt …. geschlossen. Das Ticketverkaufscenter hat jetzt zuuuuuuuuuuuuuuuuuuhuuuuuuuuu? Si. Mañana! Ich stehe dort und starre sie ungläubig an – ihr ist das allerdings egal. Hat ja jetzt auch Feierabend, die Gute. Grrrrrr….
Cool down, Natalie. Cool down.
Ich gehe zurück in die Bahnhofshalle und sehe Burger King. Es ist schon spät; also entschliesse ich mich, meiner Familie eine Runde Cheeseburgers mitzubringen. Bis ich zu Hause bin, da fange ich dann nicht noch mit Kochen an.
Ich komme ohne lange Wartezeit dran – DAS bin ich ja gar nicht mehr gewohnt. Ich bestelle – auf spanisch! – 5 Cheeseburger. „Cinco Cheeseburgers para llevar, por favor.“ Mir schallt ein mehr als unfreundliches „Hääääää???“ entgegen. Ok, neuer Versuch – spanglish: Five Cheeseburgers, por favor. Es folgt ein zweites, sanfteres „Hä?“ Direkt neben mir hängt die Karte und ich zeige auf das Wort Cheeseburger. Antwort: Haben wir nicht! Nö, ist klar – ich stehe ja auch gerade nicht bei Burger King. Ich frage nach. Kein Cheeseburger? Doch und sie zeigt auf die Werbetafel für ein DoubleCheeseburgerWhopper-Menü! Kleiner Preisunterschied, denke ich mir und frage, wieviel denn ein DoubleCheeseburgerWhopper einzeln kostet. Gibt es nicht. Wie bitte? Nein, den kann man nicht kaufen – nur als Menü. Sorry, aber liebe Leute, ich glaube ich bin heute gänzlich im falschen Film. Sprachlos drehe ich mich um und verlasse den Bahnhof ….. ich überlege kurz, ob ich zu Hause noch Alkohol habe; aber selbst wenn nicht, in den Bahnhof zurück traue ich mich heute nicht mehr.
Ich möchte endlich endlich endlich mein Ticket haben. Es wäre für mich ein wichtiger Meilenstein. Dann würde endgültig das Datum und sogar die Uhrzeit feststehen und ich könnte mich mental endlich darauf einstellen. Aber anstatt Meilenstein, werden mir hier nur Steine in den Weg gelegt. Ich kann es immer noch nicht glauben. Ich möchte einfach ein Zugticket und mein Fahrrad mitnehmen. die Aktion hat mich jetzt – leider erfolglos – schon 7 Stunden an Wartezeit in der Verkaufsstelle gekostet. Ich bleibe dabei: Unbelievable.
Seid doch so gut und drückt mir für morgen die Daumen.
Mann, jetzt hast Du glatt meine „keine Briefmarken beim Postamt“ Story übertrumpft!
Du, ich bin wirklich kurz vor´m Durchdrehen. Ich habe so gehofft, dass es heute klappt und jetzt geht es morgen wieder los. Und das traurige ist ja, dass es noch nicht mal an der Sprachbarriere scheitert – nein, es sind die spanischen – sorry, oftmals unstrukturierten – Vorgänge. Ich bin mir sicher, dass ich in ein paar Jahren darüber lachen werde – aber zur Zeit nicht. 😦
Das ist total nervig, ich versteh‘ das. Ich denk mir manchmal, dass die hier mindestens genauso bürokratsch sind wie die Deutschen, aber sie durchdenken ihre Prozeduren einfach nicht vollständig, und dann sind sie noch total unflexibel, was man ja, ironischerweise, den Deutschen immer vorwirft!
Viel, viel Glück. Bei deinem Mut und Willen und deinem Einfallsreichtum und deiner Durchsetzungskraft hege ich keine Zweifel, dass du es letztlich schaffen wirst, obwohl es nervig ist, keine Frage.
Es hat geklappt. So happy ….
Hartnäckigkeit brauchts manchmal. Wenn einem etwas wichtig genug ist, bringt man sie manchmal auf. Super – herzlichen Glückwunsch!
Dein starker Wille hat gewonnen, gegen die spanischen Bürokraten 🙂 Bravo!!!
Danke euch! Jetzt kann ich endlich richtig planen. Am liebsten würde ich schon packen – bisserl früh vielleicht.
Ohhh… das wäre kein Land für mich!
Aber es scheint ja doch noch geklappt zu haben.
LG, Petra