Wie versprochen ein kleines Feedback über meine heutige Tour. Am Vormittag hat es geregnet; und ich hatte ehrlich keine Lust durchnässt diesen Trip zu meistern. Mein Ziel ca. 80km. Um 14Uhr sah die Wetterprognose gut aus und ich bin gestartet. Von Madrid Richtung Colmenar Viejo – eine asphaltierte Strecke parallel zur Autobahn.
Dort angekommen – nach 35km – suche ich mir den Weg nach Hoyo de Manzanares.

Und ich merke schon – diese schmalen 14km werden mehr als anstrengend und ja, leider gibt es hier keine Anzeigen der prozentualen Steigung. Immer wieder komme ich an meine Grenzen – absteigen oder weiter fahren. Aber ähnlich wie gestern: Die Natur entschädigt für fast alles.

Endlich angekommen in Hoyo de Manzanares …..

Was mir aber nichts so bewusst war, bis zum Ortskern sind es ab diesem Willkommens-Schild nochmal 7,5km Steigung. Ich merke, dass mein Energiespeicher leer ist. Meine Flasche ist auch fast leer, als ich endlich wieder die Zivilisation erreiche. Also nichts wie los in den nächsten Supermarkt: Zwei Dosen Aquarius, eine Banane, kleine Packung Vollkornkekse, eine Packung Tuc. Die Bordsteinkante vor dem Supermarkt gehört mir. Ich breite meinen Snack aus. Verdutzte Kinder bleiben stehen und gucken mich erstaunt an. Ich überlege kurz, ihnen einen Keks anzubieten – nee, doch nicht. Es ist ein Ort mit 7800 Einwohnern – gemessen an den Blicken der wenigen Passanten ist es nicht üblich auf der Straße ein Päuschen zu machen. Mir egal ……
Nachdem ich ordnungsgemäß den Müll entsorgt habe, trete ich den Heimweg an. Eigentlich – ganz eigentlich – müsste es jetzt nur noch bergab gehen. 36km noch bis nach Hause. Die ersten Meter sind nach einer Pause immer sehr unangenehm – die Muskeln sind kalt – aber nach kurzer Zeit bin ich wieder auf Betriebstemperatur. Die Abfahrt bis zur Autobahnanschlussstelle ist kein Problem. Rasant geht es bergab – bis auf einen kleinen Hügel zwischendurch. Jetzt stehe ich vor der Autobahnauffahrt und weiss nicht in welche Richtung ich die restlichen 29km einschlagen muss. Ich frage. Antwort: „Über die Autobahn. Wie bitte? Mit dem Fahrrad? Ja, oder mit dem Bus.“ Ich lasse die Dame stehen und fahre ein paar Meter weiter. Ich sehe keine Möglichkeit an der Autobahnauffahrt vorbei zu kommen. Ich frage erneut. Antwort: „Über die Autobahn oder mit dem Bus.“ Leute, das ist doch ein Scherz hier, oder? Nein, leider war es keiner. Selbst beim Schreiben merke ich, dass ich mich gleich wieder aufregen werde. Grrrr! Es gibt keinen unmittelbaren Weg nach Madrid – nur die beiden oben erwähnten. Unbelievable! Ich kann nicht glauben, meine Tour hier aufgeben zu müssen – also probiere ich es trotzdem. Ich fahre auf Wegen, auf denen ich definitiv nicht fahren darf. Alle sind geduldig – niemand hupt mich an. Dann sehe ich direkt neben der Autobahn – auf dem Grünstreifen – einen kleinen Trampelpfad. Die Fahrradspuren verraten mir, dass ich nicht die Erste bin, die hier verzweifelt ist. Doch auch dieser Trampelpfad endet in einem Kreis von Barken. Kein Ausgang. Also kletter ich drüber und ziehe mein Fahrrad hinterher. Jetzt stehe ich in einem sehr befahrenen Kreisel und muss auf die andere Seite. Kein Zebrastreifen – Fussvolk ist hier normalerweise ja nicht unterwegs. Ich brauche fast 10 Minuten – bis ich mich todesmutig auf die andere Seite traue. Mir ist ganz schön mulmig zumute. Und was sehe ich da? Ein Fahrradweg. Ich freue mich wie ein kleines Kind. Ich steige auf mein Radl, fahre 15m um die Kurve – Ende. Das war der Radweg. Diesem folgt wieder ein Trampelpfad. Ich nehme diese einzige Chance wahr und jetzt warte ich eigentlich nur noch auf die Polizei: Ich fahre zwangsläufig unter Werbeschildern neben der Autobahn durch – möchte gar nicht wissen, was der ein oder andere Autofahrer denkt. Kurz: Ich gebe auf. Ich sehe die Türme am Horizont (in der Nähe wohne ich) – ich resigniere. Das schaffe ich nie. Also fahre ich vom Weg ab. Suche mir ein Café und sende einen Hilferuf an meinen Mann. Nun bin ich zwischenzeitlich zu Hause und kann fast drüber schmunzeln, aber mein Ziel für heute habe ich somit nicht geschafft. Aber ich habe alles gegeben – 68,3km – Höhenmeter aufwärts 1248m – Höhenmeter abwärts 1179m. Alles in allem ein gutes Jakobsweg-Etappentraining.
Ach Du Schreck. das ist ja wirklich unglaublich. Gut das Dir nicht passiert ist… so schön die Landschaft auch ist, ganz einfach ist es da wirklich nicht.
LG, Petra
Nein, passiert ist mir nichts. Aber ich bin immernoch sprachlos, dass das überhaupt möglich ist. Ich behaupte mal in Deutschland käme ich überall mit dem Fahrrad hin – hier in Spanien scheinbar nicht. 😉
Boah, ganz schön abenteuerlich. Das wär mir zu heavy…
Es macht aber richtig Spaß und die Natur entschädigt wirklich für Alles …..
Das ist die Hauptsache, wenn für dich dabei alles stimmt 🙂